Aktuell erschienen: WhatsApp-Dauernutzer oder Facebook-Verweigerer? [18.06.15]
In einer aktuell publizierten Studie in der Fachzeitschrift Media Perspektiven untersuchten Sabine Trepte, Philipp Masur, Michael Scharkow und Tobias Dienlin die Privatheitsbedürfnisse unterschiedlicher Kommunikationstypen in Deutschland.
Im medialen Diskurs wird generell davon ausgegangen, dass Privatheit gewünscht wird und dass alle Menschen ihre Privatheit schützen möchten. Die Frage, ob dieses allgemeine Privatheitsbedürfnis für alle Menschen gleichermaßen zutrifft, wird allerdings nur selten diskutiert. Bestehende Forschung lässt vermuten, dass zum Beispiel Einzelnen soziale Partizipation wichtiger ist als der Schutz ihrer Privatheit. Ebenso beschränken sich gerade kommunikationswissenschaftliche Studien häufig auf den Online-Bereich. Kommunikation und damit auch die Aushandlungsprozesse mit Bezug zu Privatheit finden jedoch sowohl in medienvermittelten als auch in nicht-medienvermittelten Kontexten statt.
Basierend auf einer für Deutschland repräsentativen Studie mit N = 3.278 Teilnehmern wurden mit einer Clusteranalyse vier unterschiedliche Kommunikationstypen identifiziert und deren Einstellungen und Verhalten zu Privatheit analysiert.
Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen ihre Privatheit sehr unterschiedlich beurteilen und wahrnehmen und ihre Kommunikation gemäß ihrer Bedürfnisse gestalten. Die Befragten des ersten Typs „Face-to-Face“ zum Beispiel sind ältere Bürger, die die persönliche Kommunikation von Angesicht zu Angesicht bevorzugen und nur selten soziale Netzwerkseiten oder Instant-Messenger nutzen. Dies erklärt sich durch ihre höhere Privatheitsbedenken. Sie sind insgesamt eher vorsichtiger und teilen wenig private Informationen im Internet. Befragten des zweiten Typs „Friends-Only“ sind dagegen junge, Messenger-affine Nutzerinnen und -Nutzer, die freigiebig mit ihren persönlichen Daten umgehen und sich weniger Sorgen um ihre Privatheit im Internet, obwohl sie recht häufig Privatheitsverletzungen erleben. Befragte des dritten Typs „Multi-Channel“ sind eher unbesorgt und kommunizieren über alle Kanäle. Dadurch machen Sie allerdings auch häufiger negative Erfahrungen mit Privatheitsverletzungen. Der letzte Typ „Messenger“ kann dagegen als Verweigerer von sozialen Netzwerkseiten wie Facebook bezeichnet werden. Befragte dieses Typs kommunizieren ausschließlich offline oder über Instant-Messenger. Da sie ihre Nutzung bewusst auf nicht-öffentliche Individualkommunikation beschränken, machen auch weniger negative Erfahrungen mit Privatheitsverletzungen.
Informationen zur Publikation
Die Studie wurde in den Media Perspektiven 5/2015 veröffentlicht und steht unter diesem Link als Download zur Verfügung:
Aktuelle Ausgabe der Media Perspektiven
Informationen zum Forschungsprojekt „Privatheit im Wandel“
Diese Forschungsarbeit wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projektes „Privatheit im Wandel“ unter Leitung von Prof. Dr. Sabine Trepte durchgeführt. Das Projekt läuft seit November 2013 und ist auf zwei Jahre angelegt. Neben qualitativen Studien und sozialwissenschaftlichen Experimenten, wird eine 18-monatige Längsschnittstudie durchgeführt, bei der eine repräsentative Stichprobe der deutschen Bevölkerung im Abstand von sechs Monaten dreimal befragt wird. Weitere Ergebnisse können Sie hier in Form eines Berichtes herunterladen:
Privatheit im Wandel: Bericht vom 18. Juni 2015