Geschlechtertheorien in der Online-Privatheitsforschung: Neue Studie im Journal of Media Psychology  [04.05.22]

Geschlecht wird in vielen Studien zu Online-Privatheit als Variable miteinbezogen – doch wie wird das komplexe Konstrukt theoretisch eingebettet? In einem neu erschienenen Beitrag im Journal of Media Psychology wird aufgezeigt, wie Geschlecht in über 100 Studien zu Online-Privatheit operationalisiert und diskutiert wurde.

Geschlecht ist eine der wichtigsten sozialen Kategorien und ein gesellschaftlich stark diskutiertes Thema. Die enge Verknüpfung von Geschlecht und Privatheit besteht seit Anbeginn der Zeit und wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts, als die Forderung nach Privatheit im Häuslichen von Feminist:innen als Werkzeug patriarchalischer Unterdrückung kritisiert wurde, rege diskutiert.

In einer systematischen Analyse von 107 Studien zu Online-Privatheit, die Geschlecht (mit-)untersuchen bzw. erwähnen, zeigt sich, dass die Variable nahezu immer im Sinne einer Mann/Frau-Unterscheidung operationalisiert wird; auch wenn ein Geschlechterverständnis im Sinne von Sozialisierungsprozessen (statt eines rein biologischen Merkmals) impliziert wird. In den meisten Studien werden keine Geschlechtertheorien zur Entwicklung von Hypothesen oder Diskussion von Ergebnissen miteinbezogen, sondern stattdessen singuläre Befunde aus anderen (Primär-)Studien zitiert.

Im Beitrag wird aufgezeigt, welche Konsequenzen die spärliche Theoretisierung von Geschlecht sowohl für die Forschung als auch im gesellschaftlichen Kontext haben kann. Zudem werden Handlungsempfehlungen für eine angemessene Betrachtung von Geschlecht für Forschende gegeben. Die Studie erschien in der Sonderausgabe Theoretical Consolidation and Innovation in Media Psychology des Journal of Media Psychology.

Die Studie ist Teil der Dissertation zu Geschlecht und Privatheit von Regine Frener. Wenn Sie keinen Zugriff auf das Journal of Media Psychology haben, finden Sie das Manuskript auch auf Research Gate.


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