Mitarbeitende des Lehrstuhls Medienpsychologie auf dem 49. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPS)  [09.09.14]

Unter der Überschrift "Vielfalt der Psychologie" findet die Konferenz vom 21. September bis 25. September 2014 an der Ruhr-Universität in Bochum statt.

Die folgenden Forschungsarbeiten werden in Bochum vorgestellt:

 

A Self-Regulation Intervention to Support the Enactment of Sustainable Consumer Intentions: Mental Contrasting with Implementation Intentions (MCII)

Laura Loy, Frank Wieber, Peter M. Gollwitzer & Gabriele Oettingen

(Forschungsreferat, Mittwoch, 24.09.2014, 10:15 Uhr)

With growing public awareness of the importance sustainable consumption has for current and future quality of life on earth, many individuals intend to act more sustainably. In this regard, an increasing interest in reducing meat consumption can be observed. However, as it is difficult to alter nutritional routines, intentions are often not translated into actual behavior change. To address this intention-behavior gap, the present study tested the supportive intervention strategy Mental Contrasting with Implementation Intentions (MCII, Oettingen & Gollwitzer, 2010). Here, one contrasts a positive future vision of goal attainment with current obstacles and addresses these obstacles with self-generated if-then plans when, where, and how to act differently. In a randomized controlled trial with student participants, we compared an information + MCII intervention (n = 27) with an information-only control intervention (n = 28). Individuals' meat consumption was assessed with seven-day diaries before as well as in the first and fourth week after the intervention. The intention to reduce meat consumption was measured in a baseline-questionnaire. Both intervention groups reduced their meat consumption significantly at both follow-ups (MCII: d = 1.09, d = 1.18; control: d = 0.63, d = 0.63). However, as hypothesized, intervention condition moderated the intention-behavior relation. Only MCII participants' intention to reduce their meat consumption was predictive of their actual reduction at both follow-ups (r = .54, r = .53), while no correspondence between intention and behavior change was found for control participants. Furthermore, we could show that participants with a moderate to strong intention to reduce their meat consumption reduced it significantly more in the MCII condition than the control condition. Thus, MCII helped to narrow the intention-behavior gap and supported self-determined behavior change for those holding at least a moderate intention to reduce their meat consumption. Implications for future research as well as applied interventions are discussed.

 

Privat ist nicht gleich privat - Der Einfluss subjektiver Wahrnehmung und Beurteilung von Privatheit auf Selbstoffenbarung im Social Web

Philipp K. Masur

(Posterausstellung, Dienstag, 23.09.2014, 14:00 Uhr)

Bisherige Forschungsergebnisse suggerieren, dass sich Nutzer von sozialen Netzwerkplattformen paradox verhalten. Oft wird dabei allerdings vernachlässigt, dass Privatheit individuell wahrgenommen und beurteilt wird. Nutzer evaluieren, in Abhängigkeit von den sozio-technologischen Anforderungen einer Kommunikationssituation, welches Maß an Privatheit angemessen ist. Dieses wird entsprechend von Situation zu Situation, während der Interaktion mit anderen Menschen, neu ausgehandelt. Inwiefern werden zum Beispiel bestimmte Kommunikationsinhalte überhaupt als privat angesehen? Und welche Kommunikationskanäle werden daraufhin zur Selbstoffenbarung genutzt? 

In einer Online-Befragung mit 316 Teilnehmern wurde untersucht, welchen Einfluss die subjektive Beurteilung des Privatheitsgrades typischer Kommunikationsinhalte (z.B. Gefühle, Tätigkeiten, Vorlieben, politische Meinungen…) auf die Häufigkeit des Teilens dieser Inhalte in öffentlichen (Status-Updates) und privaten (private Nachrichten) haben. Gemäß den Hypothesen werden als privat eingeschätzte Informationen eher und häufiger in privaten Nachrichten geteilt, als in öffentlichen Status-Updates. Nutzer managen also bewusst ihre Selbstoffenbarung und passen sie an Kommunikationssituationen und -kanäle an, in denen sie ein bestimmtes Privatheitslevel erwarten. 

 

Lernen aus Überzeugung: Wie die empfundene Informationsqualität von Online-Angeboten das politische Wissen beeinflusst

Josephine B. Schmitt

(Forschungsreferat, Montag, 22.09.2014, 10:15 Uhr)

Die Vermittlung politischen Wissens ist untrennbar mit der Rezeption von Massenmedien verbunden. Junge Nutzer ziehen vermehrt das Internet als Informationsmedium vor (van Eimeren & Ridder, 2011). Im Gegensatz zu den traditionellen Nachrichtenmedien stehen sich im Internet redaktionell erstellte Inhalte und user-generated Content gegenüber. Aus einer Informa-tionsverarbeitungsperspektive ist es daher wichtig zu verstehen, wie Menschen mit der Informationsvielfalt im Internet umgehen, wie sie Quellen bewerten, verstehen und sich schlussendlich Wissen daraus aneignen. Die Arbeit stellt die subjektive Qualitätsbeurteilung der von Jugendlichen genutzten Onlineangebote und deren Einfluss auf das politische Wissen in den Vordergrund. Die Wahrnehmung und Überzeugung von den eigenen Fähigkeiten, bezüglich der Mediennutzung einerseits (mediale Selbstwirksamkeit) sowie bezüglich der Beteiligung am politischen Prozess andererseits (politische Selbstwirksamkeit), ist dabei eine wichtige Voraussetzung für die investierte Anstrengung im Prozess der Wissensaneignung. Es wird angenommen, dass im Rahmen des Lernprozesses aus Onlinemedien die Wahrnehmung der Ange-botseigenschaften einen Einfluss hat auf die Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten, welche wiederum das politische Wissen einer Person beeinflussen (H). Es wurde eine quantitative Be-fragung unter laborähnlichen Bedingungen mit 12- bis 22-jährigen Jugendlichen (N=560) um-gesetzt. Die angenommene serielle Mediation wurde mit dem PROCESS Verfahren Hayes (2012) geprüft. Es konnte gezeigt werden, dass unter Berücksichtigung der medialen Selbst-wirksamkeit sowie politischen Selbstwirksamkeit ein signifikanter Zusammenhang zwischen der subjektiven Bewertung von Online-Angeboten, und dem politischem Wissen besteht. Die Studie gibt damit erstmals Hinweise darauf, dass der Fokus der Medienerziehung auch darauf liegen sollte, Jugendlichen ein positives Gefühl gegenüber den von ihnen genutzten Medien zu vermitteln und dadurch deren mediale sowie politische Selbstwirksamkeit und schlussendlich ihr politisches Wissen zu fördern.

 

Was wissen Internetnutzer über Privatsphärestrategien und Datenschutz im Internet? Entwicklung einer Skala zur Erfassung von Online-Privatsphärekompetenz

Doris Teutsch, Philipp K. Masur & Sabine Trepte

(Posterausstellung, Dienstag, 23.09.2014, 14:00 Uhr)

Empirische Studien haben wiederholt gezeigt, dass Nutzer sozialer Medien sich Sorgen machen, dass ihre Daten missbraucht werden. Dennoch spiegeln sich diese Bedenken nicht in ihrem Verhalten und in ihrer Selbstoffenbarung im Internet wieder. Diese Inkonsistenz zwischen Einstellung und Verhalten wird in der Literatur als Privatsphäre-Paradox bezeichnet. Eine mögliche Erklärung ist, dass Privatsphärekompetenz und das Wissen über Datenschutz im Internet den Einfluss von Privatsphärebedenken auf das tatsächliche Verhalten moderieren: Je höher die Kompetenz eines Nutzers, desto eher ist er in der Lage, seine Privatsphäre bei der Nutzung sozialer Medien effektiv zu kontrollieren. Obwohl bisherige Instrumente diesen Zusammenhang nahelegen, wurde Privatsphärekompetenz bisher nur unzureichend operationalisiert oder mit Selbsteinschätzungsitems  gemessen.

Um Privatsphärekompetenz ganzheitlich abzubilden und zu messen, wurde in einem ersten Schritt ein umfassender Itempool gebildet. Dazu wurden zunächst fünf theoretische Dimensionen aus der bestehenden Literatur abgeleitet: Wissen über (1) technische Aspekte des Datenschutzes, (2) Strategien zum Schutz persönlicher Daten im Internet, (3) Praktiken von staatlichen und kommerziellen Organisationen, (4) deutsches Datenschutzrecht und (5) europäische Datenschutzrichtlinien. Diese dienten als Grundlage für die Auswahl von 151 Textdokumenten (wissenschaftliche Literatur, Gesetzestexte und Medienbeiträge), deren Inhalte analysiert und kategorisiert wurden. Aus den Kategorien wurden zentrale Wissenseinheiten extrahiert, die zu 113 dichotomen Items oder zu Items mit Mehrfachantworten umformuliert wurden. Dieser Itempool wurde in einbem nächsten Schritt in einer Online-Befragung getestet und einer Item-Response-Analyse unterzogen. Die resultierende "Online Privacy Literacy Scale" (OPLIS) wurde anschließend an einer repräsentativen Stichprobe validiert.

 

Weitere Informationen zur Konferenz erhalten Sie auf der Internetseite der Veranstaltung: www.dgpskongress.de/frontend/index.php


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